Klassisch-barocke Reitkunst ist Ausdruck eines Reitsystems, das über längere Zeiträume bewährte Prinzipien der Pferdeausbildung zusammenfasst und in seiner verfeinerten Ausprägung mit einem künstlerischen Anspruch verbunden ist. Es basiert auf griechischen Erkenntnissen aus der Zeit des klassischen Altertums (4. und 3. Jahrhunderts v. Chr.), die durch den Hippologen Xenophon überliefert worden sind. Danach müssen Reiter und Pferd ins körperliche und geistig-seelische Gleichgewicht gebracht werden, damit eine harmonische Zusammenarbeit entstehen kann. Die Wiederbelebung dieses Gedankens findet sich in der Reiterei des 17. und 18. Jahrhunderts in der grundlegenden Erneuerung durch Francois Robichon de la Gueriniere, Reitlehrer am Hof König Ludwig des XV. von Frankreich. Die von Gueriniere entwickelten Lehren, die der beschriebenen Auffassung des klassischen Altertums entsprechen, sind deshalb der Mittelpunkt der klassischen Reiterei in ihrer barocken Form. Dazu gehört insbesondere die Pflege und Ausbildung gerader derjenigen Elemente, die in der Barockreiterei begründet wurden, jedoch von der heutigen, seitens der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) definierten Dressur nicht übernommen worden sind. Damit soll der Bedeutung des Pferdes als Bindeglied des Menschen zur Natur und Kultur in unserer durch die Technik geprägten Zeit in besonderem Maße Rechnung getragen werden – zum Wohle des Pferdes und als Bereicherung des Lebens für viele Menschen.
Wichtige Grundsätze der Reitkunst sind die freiwillige Mitarbeit des Pferdes und ein Muskeltraining, das das Pferd in die Lage versetzt, das Gewicht des Reiters in allen Lektionen ohne Schaden an Leib und Seele ein Leben lang tragen zu können. Hierzu wird der Schwung des Pferdes – seine muskuläre Fähigkeit zur Bewegung – gefördert und die Gewichtsverteilung durch Absenkung der Kruppe (Hankenbeugung) und Aufrichtung des Halses mehr auf die Hinterbeine verlegt. Die Reiter werden angehalten, stets über ihren Umgang mit dem Pferd nachzudenken und an sich selbst zu arbeiten; Fehler werden erst beim Reiter und nicht beim Pferd gesucht.
Es wird großer Wert auf eine feine Einwirkung und nahezu unsichtbare Hilfengebung aus dem korrekten Sitz heraus gelegt.
Verschiedene Definitionen
Barock: Stilepoche zwischen Renaissance und Klassizismus (ca. 1575 – 1770)
Der Begriff „Barock“ entstammt der Portugiesischen Sprache, in der unregelmäßig geformte Perlen als „barocco“, d. h. „schiefrund“ oder „merkwürdig“ bezeichnet wurden.
Barock ist was gefällt. (Richard Hinrichs)
Barocke Lebensfreude – als Ausdruck der Freude über die überstandenen Kriegswirren.
Klassisch steht für….
Die Antike, eine Epoche des Altertums im Mittelmeerraum
– dort vor allem die bildende Kunst des augusteischen Zeitalters
– die Architektur der römischen Kasierzeit
– die bildende Kunst des klassischen Griechenland (ca. 490–336 v. Chr.)
– dessen Architekur, (Griechische Architektur)
Klassizismus: kunstgeschichtliche Epoche (ca. 1770–1830) der Nachahmung des klassischen Altertums
Mehrere Kunstepochen
z.B. Franzözische Klassik, Wiener Klassik, Weimarer Klassik, populäre Klassik
Wissenschaften, welche sich mit den Grundlagen auseinandersetzen
- klassische Physik
- klassische Logik
- klassische Archäologie
- klassische Philologie
- klassische Kunst
- klassische Musik
Klassisch-barocke Reitkunst
„l`art pour l`art“ – „Die Kunst um der Kunst willen“
Die Beherrschung der Materie und die vollendete Gestaltung natürlicher Anlagen durch den menschlichen Geist. Das ästhetische Element gewinnt im Rahmen höfischer Prachtentfaltung besondere Bedeutung.
Präsentieren der Besonderheiten der Pferde, Hervorheben der natürlichen Begabungen
Zeit ist relativ. Miteinander mit dem Pferd. Größtmögliche Harmonie.